Hoch oben über dem Marchfeld, an der Stelle wo die March in die Donau fließt, nur wenige Kilometer außerhalb Bratislavas, thronte seit dem frühen Mittelalter die Burg Devín (deutsch Theben). Heute ist am Fuße des Thebener Kogels nur noch eine Ruine zu sehen.
Schuld daran sind Napoleons Truppen, die die Burg zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die Luft sprengten, wie uns unser slowakischer Guide Richard, mit fester Stimme bei ebenso starkem Wind, erklärte. Von Archäologen freigelegte und mit Steinen rekonstruierte Grundrisse lassen die einstige Größe der Burganlage erahnen.
Ein Ausflug vom nahen Bratislava lohnt jedoch allein schon wegen des tollen Ausblicks auf das flache Schwemmland der Donau und die Marchauen. Von hier aus überblickten wir weite Teile des Marchfelds bis Schloss Hof auf der einen Seite, der Braunsberg bei Hainburg liegt quasi gegenüber auf der anderen Seite der Donau.
Für interessierte Besucher wie uns Reiseblogger ermöglicht sich diese Rundumsicht allerdings erst seit dem Fall des Eisernen Vorhangs, welcher unmittelbar an der Burg entlang verlief, streng bewacht durch die Grenzpolizei. Am Uferweg wurde ein Denkmal für die Opfer errichtet, welche erfolglos an seiner Überwindung scheiterten. Ein Künstler schuf zudem eine herzförmige Skulptur aus den orginalen Überresten des vier Meter hohen Zauns, die uns Richard ebenfalls zeigte. Mit seinem schier endlosen Wissen über Geschichte und Kultur der Slowakei beeindruckte Richard uns immer mehr, so dass wir ihn schon bald als „wandelndes Lexikon“ bezeichneten.
Gemeinsam mit vier weiteren Reisebloggern, Angelika von wiederunterwegs.com, Albert alias comediantraveller.com, Elena von creativelena.com und Gudrun alias reisebloggerin.at, waren Cori und ich mit dem Twin City Liner nach Bratislava gereist, sowie von dort aus in die unmittelbaren Grenzregion zu Niederösterreich. Zum Abschluss ging es zu einer gemeinsamen Weinverkostung.
Was für den Niederösterreicher der Grüne Veltliner, ist für die Thebener ihr Ribiselwein. Der süße Wein gilt als König unter den Obstweinen und hat in Devín seit fast 100 Jahren Tradition. Aufgrund eines Ribisel-Überschuss nach dem Zerfall der K.u.K. Monarchie (und somit einem wichtigen Abnehmer) wurde damals mit der Weinproduktion begonnen. Ein Dutzend Winzer führt diese Tradition bis heute fort, mit einer für österreichische Verhältnisse eher geringen Produktionsmenge von 30.000 Litern pro Jahr. Bei Augustin Mrázik, einem von ihnen, kehrten wir schließlich zu einer Verkostung in den Weinkeller ein.
Von halbtrocken bis süß, kosteten wir uns durch verschiedene Sorten aus roten und schwarzen Johannisbeeren. Besonders auffällig im Geschmack ist der „Hl. Urban barique“, der mehrere Monate in speziellen kanadischen Barikfässern reift und dadurch ein volles, rauchiges Aroma erreicht. Interessanterweise ist es bei Weinverkostungen in der Slowakei eher unüblich, einen Spucknapf zu verwenden, also sollte man sich lieber nicht zu viel je Flaschensorte einschenken lassen 😉
Wer mit dem Auto oder Rad nach Theben kommt, sollte unbedingt die 0,0 Promillegrenze beachten. Richard warnte eindringlich davor, da ein Verstoß in der Slowakei streng gestraft wird, unter Umständen sogar mit einem Jahr Gefängnis. Zum Glück mussten wir uns darüber jedoch keine Sorgen machen, denn ein moderner Kleinbus brachte uns zurück nach Bratislava. Alternativ erreicht man den Weinort auch per Öffi-Bus. Von Wien nach Bratislava und retour kommt man mehrmals täglich schnell und bequem mit dem Schnellkatamaran des Twin City Liner. Über dieses besondere Reise-Erlebnis erzählen wir euch hier.
Zu dieser Reise samt Weinverkostung hat uns Twin City Liner eingeladen. Vielen Dank! Die Meinung in diesem Beitrag bleibt jedoch meine eigene.
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